ISt das mft-System doch keine so schlechte Idee?

Zugegeben, der Titel ist etwas provokant, aber das musste jetzt mal sein, denn am Freitag bin ich fast vom Stuhl, pardon Ergometer, gefallen. Auf dem schaue ich nämlich mit Vorliebe YouTube Videos und da auch seit längerer Zeit die Beiträge von Stephan Wiesner (übrigens wirklich empfehlenswert, habe ich selber im Abo). Ich sitze also nichtsahnend auf dem Fitnessrad und schaue mir das Video „Objektive: Tamron macht, was Sigma und Canon nicht verstanden haben“ an und kann kaum glauben was ich da höre.

Dazu sollte man wissen, das Stephan kein großer Fan des mFT-Systems ist und sich dazu auch nicht groß äußert. Er bevorzugt Kleinbild (also das sog. Vollformat 😉 ) und durchaus auch APS-C und berichtet darüber und macht richtig tolle Testberichte! mFT kommt leider wirklich sehr, sehr selten vor. Trotzdem, absolut empfehlenswerter Kanal, wenn Ihr ihn noch nicht kennt, unbedingt mal reinschauen!

Worum ging es in dem Video, kurz gesagt, dass wir alle Spaß am fotografieren haben sollen! Ok, nichts wirklich Neues. Wirklich neu waren für mich die Argumente, die Stephan ins Feld geführt hat. ISO Rauschen wurde in Zeiten einer Sony Alpha 7III als nicht mehr so wichtig angesehen, Objektive reichen da auch mit Blende 4,0 anstelle von 2,8 und überhaupt ist kleiner, leichter und günstiger besser. Lobend wurde dazu als Beispiel Tamron mit dem neuen 2,8/17-28mm angeführt, eben weil es leicht, kompakt, günstig und auch noch lichtstark ist. So ging das noch eine Weile weiter und ich konnte nur zustimmend nicken, als Stephan sagte, dass man leichte Objektive eben dabei hat, schwerere Optiken nur wenn es sein muss.

Unter dem Strich habe ich in diesem Video viele, viele Argumente gehört, die die mFT Gemeinde lange Jahre als Vorteile angeführt hat, die im Vollformat Lager allerdings nie jemand hören wollte. Witzig, dass Stephan nun auch zu dem Urteil kommt, dass kleiner, leichter und günstiger, durchaus besser sein kann. Klar, der Sensor bleibt kleiner und mit dem 1,4er Objektiv kann ich immer noch super an Vollformat freistellen, wenn ich will (und ich es dabei habe). Und auch wenn der Vollformat Sensor immer zwei Stufen weniger rauscht als der mFT Sensor, will ich mit dem großen Sensor kleiner und leichter unterwegs sein, habe ich häufig ein Zoom mit einer 4,0er Anfangsblende in meiner Fototasche. Das mFT System liefert hier oft schon 2,8er als größte Blende mit dem Vorteil, dass die Objektive bei Offenblende nahezu volle Abbildungsleistung und Schärfe bringen. So schlecht war die Idee, die dem mFT System zugrunde liegt also wohl doch nicht! Super, das Stephan das jetzt so prima in einem Video auch mal für Kleinbild (oder Vollformat) auf den Punkt gebracht hat.

Ein Gedanke zu „ISt das mft-System doch keine so schlechte Idee?“

  1. Hallo Jörg,

    wenn wir mFT und VF vergleichen wird oftmals nur der Cropfaktor bei den Brennweiten berücksichtigt.
    Ein äquivalenter Vergleich muss jedoch auch die Blende und die ISO umrechnen. Lediglich die Zeit bleibt gleich. Eine 1/125 Sekunde ist bei mFT genauso eine 1/125 Sekunde wie beim Vollformat (VF).

    Die Blendenzahl ergibt sich aus der Brennweite geteilt durch den Durchmesser der Eintrittspupille. Wieviel Licht durch das Objektiv geht hängt aber nicht vom Durchmesser der Eintrittspupille ab, sondern von deren Fläche. Üblicherweise wird nur die Brennweite umgerechnet. Um zu erfahren welche äquivalente (!) Brennweite wir für APS-C bzw. mFT brauchen, wird eine KB-Brennweite durch 1,5 (bei Canon 1,6) bzw. durch 2 geteilt. Aber auch die Blende muss der diagonalen Sensorgröße angepasst werden. D.h. wir müssen genauso durch 1,5 bzw. 2,0 teilen um die äquivalenten Werte zu erhalten.

    Eine Anfangsöffnung von 2,8 bei einem mFT-Objektiv entspricht einer Anfangsöffnung von 5,6 beim VF. Oder anders gerechnet: für Anfangsöffnung 4,0 bei KB sind für mFT schon 2,0 notwendig, um die äquivalente Menge Licht auf den Sensor zu bringen. Für 2,0 bei KB braucht es bei mFT 1,0! Erst wenn Brennweite und Blende umgerechnet worden sind, ist die Bildwirkung gleich. Dies erklärt auch, warum mFT-Ojektive bei gleicher Blendenzahl die größere Tiefenschärfe besitzen.

    Für die Qualität des Bildes ist die ISO-Zahl nicht unerheblich. Die Pixel des kleineren Sensors müssen genausoviele Photonen absorbieren und Elektronen aufnehmen wie die größeren Pixel des VF.
    Ich will jetzt nicht allzu wissenschaftlich werden und etwas abkürzen. ISO 200 beim VF entspricht ISO 50 bei mFT. Und ISO 100 VF wäre ISO 25 mFT. Meines Wissens kann das keine mFT-Kamera.

    Das alles soll uns aber den Spaß an mFT nicht verderben!!

    Viele Grüße

    Wolfgang

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