Die aktuelle Wettervorhersage für die nächsten 10 Tage verspricht Spannendes für diejenigen unter uns, die eine Olympus EM-10, EM-1 oder EM-5MkII ihr eigen nennen. Sternklare Nächte und Gewitter stehen auf dem Programm und reizen zum fotografieren von Startrails und Blitzen. Normalerweise sind solche Aufnahmen mit viel Aufwand und (bei Gewitterblitzen) auch viel Glück verbunden, Olympus jedoch vereinfacht die Sache durch die eingebaute LiveComposite Funktion ungemein.
Was macht LiveComposite eigentlich? Kurz gesagt, die Kamera macht in diesem Modus mit der ausgewählten Belichtung ständig Aufnahmen und verrechnet diese am Ende miteinander. Die hellen Bildteile, die schon vorhanden sind werden dabei nicht weiter belichtet und überstrahlen daher auch nicht, egal wie of und wie lange belichtet wird. Nur Änderungen in den dunklen Bildteilen zu helleren Werten hin werden quasi „hinzugeschrieben“ Das führt zum Beispiel dazu, dass bei der Gewitterfotografie neue Blitze quasi automatisch zum Bild hinzu addiert werden und bei der Nachtfotografie die Bahn der Sterne, also die Startrails genannten Spuren, aufgezeichnet werden, ohne das eine Stadtsilhouette durch zu lange Belichtung überstrahlt.
Da das Olympus Menü für mich immer noch etwas „kreativ“ aufgebaut ist, habe ich mich lange nicht mit dieser Funktion beschäftig. Es fehlte an Zeit und Gelegenheit und eine Punkt für Punkt Anleitung fand ich auch nicht. Schließlich habe ich mir bei Youtube das Video von pcpanik dazu angeschaut und dann einfach mal losgelegt. Für diejenigen, die nicht immer Videos gucken können oder mal was Ausgedrucktes mit rausnehmen wollen, fasse ich LiveComposite mal schnell in schriftlicher Form zusammen.
Beschreiben möchte ich Euch Schritt für Schritt mein Vorgehen, um Startrails zu fotografieren.
1. Voraussetzungen:
Ihr braucht unbedingt Eure Kamera, ein Stativ, vollgeladene Akkus, eine (starke) Taschenlampe und eine Idee für eine Location. Wenn Ihr den Polarstern (Norden) fotografieren wollt, ist ein Kompass hilfreich. Wollt Ihr richtig lange Startrails aufnehmen und Ihr habt einen Batteriegriff für die Olympus, dann nutzt ihn. So habt Ihr automatisch zwei Akkus zur Verfügung ohne den Belichtungsvorgang unterbrechen zu müssen.
2. Vor Ort:
Baut das Stativ auf, wählt den Bildausschnitt und ermittelt die notwendige Belichtung. „Richtig“ belichtet sollten die Sterne am Nachthimmel gut sichtbar sein. Meine ermittelten Werte lagen bei ISO 400 und Blende 2,8 bei 4 bis 6 Sekunden. Die Basisbelichtung der Olympus läßt sich im Bereich von 1/2 Sekunde bis 60 Sekunden einstellen. Als Objektiv solltet Ihr ein für den Anfang ein Weitwinkel wählen. Herausfordernd wird das Scharfstellen, solltet Ihr in einer wirklichen dunklen Gegend unterwegs sein. Hier hilft die starke Taschenlampe. Strahlt damit ein Objekt in einiger Entfernung an und stellt darauf scharf (am besten nutzt Ihr hierzu den manuellen Modus). Dies sollte bei einem Weitwinkel und Blende 4 genügen, um den Bereich „unendlich“ scharf einzustellen.
3. An der Kamera
- Stellt das Programmwahlrad auf M
- Dreht es bis anstelle von Ziffern für die Zeiten „LiveComp“ im Display erscheint
- Drückt dann die „Menü“ Taste
- Auf dem Bildschirm erschein ein Auswahlfeld. Hier könnt Ihr Eure ermittelte Zeit mit den Tasten des Steuerkreuz einstellen
- Bestätigt die Eingabe unbedingt mit der „OK“ Taste
- Ein leichter Druck auf den Auslöser bringt Euch zurück in den Aufnahme Modus
- Die Kamera muss nun eine Aufnahme zur Vorbereitung machen, also Auslöser drücken (dies ist NICHT der Beginn der eigentlichen Aufnahme)
- Sobald die Kamera die Aufnahme beendet hat, seid Ihr bereit für die eigentliche Aufnahmesequenz. Also, nochmal den Auslöser drücken
- Während der Aufnahmesequenz seht Ihr das Bild auf dem Monitor, auch die Veränderungen werden im Laufe der Zeit dargestellt, in unserem Anwendungsbeispiel die Sternenspuren
- Unten rechts läuft ein Timer, der die Belichtungszeit für jede Aufnahme runter zählt, darüber wird die Anzahl der bereits gemachten „Shoots“ angezeigt
- Der Monitor ist übrigens bei der Einstellung auf „LiveComp“ abgedunkelt (in einer dunklen Umgebung ist das wesentlich angenehmer für das Auge, als ein normal hell eingestellter Monitor). Also keine Sorge, Eure Kamera ist nicht kaputt.
- Zum Abschluss oder Abbruch der Sequenz müsst Ihr nur den Auslöser erneut drücken und Eure Kamera rechnet noch kurz das Bild zusammen und erstellt ein JPEG und ORF.
Ohne großen Aufwand erreicht Ihr damit Aufnahmen wie die Obrige. Kein großes Problem, aber trotzdem immer wieder beeindruckend. Übrigens habt Ihr nach 5 bis 10 Minuten schon die ersten, gut erkennbaren Startrails auf dem Monitor, die Erde rotiert halt echt mit Speed.
Die Einsatzmöglichkeiten von LiveComposite sind vielfältig. Blitze, Gewitter, Lichtspuren von Autos, Lichtmalerei mit der Taschenlampe oder Wunderkerzen, alles ist damit möglich. Olympus hat mit dieser Funktion wirklich etwas Großartiges geleistet. Während Nutzer anderer Kameras diese Bilder und Effekte gar nicht oder nur über Software im Postprocessing erreichen, gilt es bei den Oly´s einfach nur die entsprechende Einstellung an der Kamera vorzunehmen. Hier wird der kreative Prozeß wirklich mal von der Technik befreit.
Wie immer gilt auch beim LiveComposite, einfach mal selber versuchen und ausprobieren, was da herauskommt. Ich werde die nächsten Tage versuchen ein paar gute Gewitterfotos inklusive diverser Blitze zu schießen. Die Wettervorhersage ist dafür ja wirklich vielversprechend! Und wie so etwas aussehen kann, wenn denn alles paßt, könnt Ihr hier sehen: TTshots.
… und Flugzeuge!
http://fc-foto.de/35403387
🙂
Hallo Oliver, ein sehr cooles Bild und ein brillante Idee mit den Flugzeugen. Geniale Idee!
Wie lustig ist das denn… da finde ich diesen Artikel auf Facebook und lese ihn interessiert durch… und wer wird da „zitiert“??? PCPANIK… der Mensch der mich wieder ans Fotografieren gebracht hat, nicht gerade unschuldig an meinem Wechsel von Canon ins Olympus-Lager ist, mit dem ich mir Tage und Nächte um die Ohren schlage und der mir ein sehr sehr guter (bester?) Freund geworden ist 🙂
Sowas kommt übrigens dabei raus wenn man Nachts mit PCPANIK unterwegs ist und per LiveComposite fotografiert: https://flic.kr/p/vhHvcQ
Hallo Kathrin, ein tolles Bild, was Du da mit LiveComposite gemacht hast. PCPANIK und seine Videos haben mir beim Umstieg von Pentax in Sachen Menüführung auch sehr geholfen. Das man mit Olympus dank der LiveComposite Funktion nun auch häufiger in der Nacht unterwegs ist und Bilder macht, kann ich bestätigen. Es macht einfach unheimlich viel Spaß. Allerdings muss man die richtigen Motive dazu finden. Dein Kraftwerk finde ich da sehr gelungen, ich bin da zum Teil noch auf der Suche.
Danke 🙂
Kraftwerke gibts ja jede Menge im Ruhrpott… Oder zB bei flickr oder anderen Communities schauen was einem gefällt und danach hilft Google Maps super weiter…
Ja, Patricks Videos haben mir auch sehr oft geholfen, wobei live ist live… und wenn ich mal wieder zu bräsig bin den Vollmond scharf abzubilden ist es sehr praktisch wenn er nur ein paar Meter entfernt steht 🙂
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