Kameraversicherung: sinnvoll oder doch verzichtbar?

Vor rund 35 Jahren bin ich von Pentax K auf die damals absolut innovative und von Luigi Colani entworfene Canon T90 umgestiegen. Zu dieser Zeit war ich noch in der Lehre und die T90 samt 70-200mm, 50mm und Standardzoom war trotz der Inzahlungnahme meiner Pentax Ausrüstung eine sehr hohe Investition für mich. Wenig später, auf dem Weg in den Sommerurlaub nach Italien, wurde mir die T90 auf einem privaten Parkplatz eines Tennisclubs in der Schweiz am helllichten Tag aus dem Auto gestohlen. Die Kamera war weg, die Urlaubsfreude getrübt und die Hoffnung auf die Reisegepäckversicherung hielt, zumindest bis zur Rückkehr nach Deutschland, die Hoffnung am leben. Leider war genau dieser Fall nicht abgesichert.

Es liegt in der menschlichen Natur in solch einem Fall zu sagen „typisch Versicherung“, aber das ist zu einfach, denn ich hatte mich schlicht und einfach nicht auf diesen Fall vorbereitet. Die Reisegepäckversicherung hatte meine damalige Freundin abgeschlossen und ich war in Sachen Versicherungen noch recht unbedarft und habe mich überhaupt nicht informiert. Fakt war jedenfalls, dass mich der Verlust richtig geschmerzt hat, finanziell als auch emotional, denn der Canon T90 trauere ich heute noch nach. Damals war die Canon eine sensationell gute und innovative Kamera!

Auf die Frage ob eine Kameraversicherung sinnvoll sei, hätte ich zu der Zeit nach dem Diebstahl sofort Ja“ gesagt, vor dem Unglück wäre aus meinem überzeugtem „Ja“ ehr ein „hmmmm“ geworden. Die große Frage die sich mir, heute wie gestern, stellt ist demnach: Ist eine spezielle Kameraversicherung sinnvoll oder kann ich darauf verzichten?

Mittlerweile sind die Preise für Kameras und Objektive in einem Maße gestiegen, dass jeder engagierte Fotoamateuer häufig den Wert eines Kleinwagens auf der Schulter trägt. Selbst im günstigen mFT System bin ich häufig mit einer Ausrüstung unterwegs, die fast 5.000€ Wert ist (G9, Leica 100-400mm, Oly 12-40mm, 7-14mm & 8mm samt Tasche, Akkus und Speicherkarten). Die Werte bei einer Vollformatausrüstung sind gerade bei hochwertigen Bodys und Objektiven locker beim Doppelten (gerade ist die neue Canon EOS R5 erschienen, da liegt der Body alleine bei 4.400€!!!), der Vergleich mit dem Kleinwagen ist daher gar nicht so abwegig.

Ein in meinen Augen sinnvoller Merksatz für Versicherungen lautet: „Sichere nur das ab, was Du alleine nicht schaffen kannst“. Klar, hier sind die existentiellen Risiken gemeint, aber angewandt auf die Fotografie macht dieser Satz ebenfalls Sinn. Hätte ich nur eine Lumix G91 oder eine OM-D EM5 MK.III samt Kitlinse dabei, würde ich sie nicht versichern, denn den Verlust würde ich sofort aus den eigenen finanziellen Mitteln stemmen können. Bei meiner Fototasche im Wert von 5.000€ würde ich das nicht so flott und problemlos schaffen. Das hieße sparen, sparen, sparen und langsam wieder Stück für Stück die Ausrüstung ersetzen. Ganz zu schweigen davon, wenn mir mein kompletter Fotokoffer aus dem Auto gestohlen würde, das wäre eine Katastrophe für mich und der finanzielle Verlust wäre enorm! Mein ganz persönliches Fazit daraus ist, dass ich mich konkret nach einer Kameraversicherung umschauen werde und die Erfahrungen hier im Blog aufschreibe.

Ihr selber könnt für Euch die gleichen Überlegungen anstellen. Hey, wenn Ihr auf Eurem Konto 6-stellige Beträge rumliegen habt sind 5.000€ locker zu verkraften, bei einem Normaleinkommen schaut es dann aber doch anders aus. Oder habt Ihr nur die kleine EM-10 Mk.II oder III samt Kitlinse, dann würde ich ehr auf ein neues Objektiv sparen, als die Kamera zu versichern. Solltet Ihr aber die Sony Alpha 9Mk.II samt ein paar G-Master Optiken dabei haben, naja, die würde ich sofort versichern. Ihr seht es ist sehr individuell und ein spezielles Thema, aber Ihr solltet zumindest einmal darüber nachdenken, damit es Euch nicht irgendwann so ergeht wie mir vor 35 Jahren.

Im nächsten Teil der Artikelserie geht es um die „Frage aller Fragen“ in Sachen Versicherungen: Gegen welche Missgeschicke, Naturkatastrophen und Gemeinheiten kann man seine Ausrüstung überhaupt versichern! Da gibt es dann doch einige Überraschungen!

5 Gedanken zu „Kameraversicherung: sinnvoll oder doch verzichtbar?“

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