Bildqualität: Stunde der Wahrheit für das Kamlan 1.1/50mm

 

Selten hat ein Objektiv so viel Interesse geweckt, wie das Kamlan 1.1/50mm, kein Wunder bei den Werten, oder? Ein 1.1/50mm für 159€, das kann sich ja nun fast jeder leisten und es wäre doch zu schön, wenn da nun auch noch eine anständige Bildqualität herauskommen würde. Von den Werten vergleichbar ist das PanaLeica 1.2/42,5mm, bevor jetzt aber ein hysterischer Aufschrei durch die Reihen hallt, damit ist das Kamlan in keiner Weise vergleichbar, ausser von den Zahlen, der maximaler Blendenöffnung und (circa) der Brennweite. Preislich liegen Welten dazwischen und auch von der Bildqualität spielt das PanaLeica in einer ganz anderen Liga. Die Zielgruppe des Kamlan 1.1/50mm liegt woanders und geht ehr in Richtung Olympus 1,8/45, das preislich und auch von der Brennweite her dem 1.1er näher ist. Da ich das Olympus 1,8/45mm besitze, musste ich natürlich „Ziegelmauern“ fotografieren, damit Ihr einen Eindruck von der Schärfeleistung der Optik bekommt. Naja, bei mir war es denn keine „Ziegelmauer“, sondern eine Teedose. Die ist auch viel schicker anzusehen finde ich. So schaute mein Versuchsaufbau dann im ganzen Bild aus, die Ausschnitte sind jeweils aus der Bildmitte. Die Randauflösung habe ich noch nicht getestet, da ich das recht schwer umzusetzen finde und mir ehrlich gesagt so eine tolle Tafel fehlt, worauf man dies gut und ehrlich erkennen kann.

Kamlan Übersicht

Schön zu sehen ist der Unterschied in der Brennweite der beiden Objektive und auch in der Auflösung des Hintergrunds.

Ok, Blende 1,1 ist weich und nicht sehr scharf, da spielt das Olympus das Kamlan mit verbundenen Augen an die Wand. Danach steigert sich das Kamlan, sichtbar und kommt spätestens ab Blende 4.0 ganz gut an das Oly ran. Aber das ist alles recht akademisch. Fakt ist, das Kamlan ist butterweich bei Blende 1.1. Schön zu sehen hier auf den Bilden, das Kamlan überstrahlt und hat einen geringen Kontrast bei Offenblende, definitiv nicht zu empfehlen damit Architektur aufzunehmen, jedenfalls nicht bei Blende 1.1.

Abschließend noch zwei weitere Bilder zum Thema, einmal ein „toller Strauch“, wobei ich Euch bitte hier primär auf den unscharfen Hintergrund zu achten, und nicht auf das Bild im allgemeinen, das ist schrecklich! Das zweite Bild solltet Ihr allerdings genauer anschauen, weil ich hier die Stärke des 1.1/50mm Kamlans sehe, Porträts bei Offenblende. Das Bild ist nicht nachgeschärft und nur leicht in der Farbwirkung angepasst, das kameranahe Auge ist scharf, das andere Auge geht schon in den Unschärfebereich. Aufgenommen mit Offenblende 1.1 und dafür wirklich konkurrenzfähig. Das Bokeh ist wirklich toll, fast „cremig“ und der Schärfe-/Unschärfeverlauf harmonisch. Und genau hier liegt die Stärke des Kamlan, es produziert einen gewissen eigenen, fast dreidimensionalen Look, gerade bei Offenblende.

Vorläufiges Fazit zum Kamlan 1.1/50mm:

Ein sehr gut verarbeitetes, manuell zu fokussierendes Objektiv, was die Fotografie bei mir persönlich wieder etwas entschleunigt hat. Das manuelle Scharfstellen hat mir wider Erwarten viel Spaß gemacht und ist mir an der Olympus EM-1 Mk.I mit der Lupe ganz gut gelungen. Ab Blende 2.8 bis Blende 4.0 bringt die Optik recht gute Leistungen, bei maximaler Blende ist es weich, entwickelt dabei einen eigenen Look, den ich bei Porträts gut finde. Für alle, die ab und zu Porträts machen und schon immer eine richtig große Blende haben wollten, kann ich es empfehlen. Auch denjenigen, die Ihre Bilder ausdrucke, möchte ich es ans Herz legen, der Look bei Offenblende ist gut und es schmeichelt den porträtierten Personen. Probiert es aus, aber nehmt Euch die Zeit für das Objektiv, spielt mit der maximalen Blende von 1.1 und habt Spaß am gesamten Bild und nicht an der 100% Ansicht auf Pixelebene. Die 159€ kann man dafür mal riskieren.

Allen, die regelmäßig Porträts machen (müssen?) und/oder auf den AF angewiesen sind und Wert auf die Pixelebene bei 100% Ansicht legen, rate ich wirklich ab. Mit dem Kamlan werdet Ihr nicht glücklich, es ist halt manuell zu fokussieren und entsprechend langsam und in Sachen Schärfe ist das kleine Oly bei Offenblende besser. Ein Vergleich mit dem PanaLeica kann man sich sparen, die Abbildungsqualität liegt in einer ganz anderen Liga, der Preis in einem anderen Universum. Jeder würde das PanaLeica vorziehen, aber viele können (oder wollen) sich nur das Kamlan leisten, genau dafür ist es da.

Zum Abschluss noch schnell ein paar Vergleichsbilder in Sachen Größe des Objektivs. Zu sehen ist das Kamlan 1.1/50mm neben dem 1.8/45ziger Oly und meinem „Workhorse“ dem Oly 2.8/12-40mm.

Für ein 1.1er Objektiv ist es wirklich klein und leicht. An der EM-1 macht es schon eine gute Figur und auch an den Olympus PEN´s sollte es gut ausschauen und nicht zu wuchtig wirken. Für 159€ ist das Kamlan 1.1/50 eine Versuchung der man durchaus mal nachgeben kann.

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