Persönlich bin ich ein großer Fan von Abo´s, genauer gesagt von Zeitungsabos. Da ich zu einer Zeit meine Liebe zur Fotografie entdeckt habe, als in Computern noch Festplatten mit einer Kapazität von 20 MB (ja, richtig gelesen, MEGAByte) werkelten, waren Magazine das zuverlässigste Informationsmedium in Sachen Fotografie. So klangvolle Namen wie „Foto-Creativ“ und „Foto Hobbylabor“ mögen dem ein oder anderen Leser noch etwas sagen, es war die hohe Zeit der analogen Fotografie. Daher mag ich auch heute noch gedruckte Zeitschriften, gerne auch im Abo.
Dieses Vertriebsmodell der Verlage haben mittlerweile auch die Hersteller von Software für sich entdeckt. Für Unternehmen, im professionellen Einsatz ist das ganz sicher eine wirklich gute Lösung, der Bedarf kann flexibel angepasst werden und die Software ist durch regelmäßige Updates stets auf dem neusten, aktuellen Stand. Im privaten Bereich stellt sich die Sachlage etwas anders dar, denn hier handelt es sich meistens nur um einen „User“ der vielleicht nicht immer die neuste Version der Software benötigt und der das ein oder andere Update durchaus überspringen kann, um die Kosten im Zaum zu halten. Ich oute mich gerne als jemand, der heute noch Lightroom 5 (LR5) als Kaufversion auf dem Rechner installiert hat und LR5 hauptsächlich für die Entwicklung und den Druck des öfteren nutzt. Seit 2014 bin ich mit dieser Lösung absolut zufrieden.
Nun hat Adobe vor kurzem neue Produkte angekündigt und dabei die Einstellung der Kaufversion von Lightroom bekannt gegeben. Konkret bedeutet diese Entscheidung, dass das letzte Update für LR6 Ende 2017 erscheinen wird und die Software dann nicht mehr weiter gepflegt wird. Wer weiterhin LR wie gewohnt verwenden will und weiter Updates und Support erwartet (benötigt?), wird gezwungen sein auf LR Classic und damit in das Abo zu wechseln. Für professionelle Anwender, die auch Photoshop verwenden, ist der Schritt sicherlich kein Thema, wenn er nicht schon längst vollzogen ist. Für Amateure, wie ich einer bin, stellt sich die Sache dann doch etwas anders da, denn es wird teurer. Klar, LR mit PS bekommt man mit etwas Glück im Angebot schon für 10€ im Monat, das sind „nur“ 120€ im Jahr. Mein LR5 konnte ich für günstige 110€ in 2014 erwerben, im Abo hätte ich bis zum heutigen Tage 3 Jahre und 6 Monate jeweils 10€ bezahlt, mindestens also 420€. Sicher, ich hätte Photoshop zur Verfügung gehabt und immer die neusten Versionen von LR, aber mein Workflow ist über die Jahre gut gelaufen und Photoshop habe ich niemals vermisst. Als Amateur hat mir die Kaufversion von LR lange Jahre ausgereicht und gute Dienste geleistet. Die neue Situation bedeutet für mich, dass ich mir überlegen muss, wie und womit ich meinen Workflow in Zukunft gestalten werden.
Bei meinen Überlegungen spielt dabei nicht allein der Kostenfaktor eine Rolle, sondern auch die Verlässlichkeit der Firma, der ich meine Fotos anvertraue. Einmal habe ich schon erlebt, dass eine gute Software eingestellt worden ist, Aperture von Apple. Das war für mich absolut unverständlich und ich war stocksauer auf Apple. Zum Glück gab es einen Weg die Fotos von Aperture in ein anderes Programm unproblematisch zu übernehmen, Fotos, auch von Apple. Wenigstens dieser Weg wurde ermöglicht und in meinen Augen war das auch das Mindeste was Apple liefern musste. Trotzdem war es ärgerlich und hat bei mir das Vertrauen in Apple erschüttert. Zu Gute halte ich den Jungs aus Cupertino allerdings, dass mein erstes digitales Foto, welches im Jahr 2003 in iPhoto importiert wurde, immer noch problemlos auffindbar, editierbar und lesbar ist, mit allen EXIF Daten von damals. Die iPhoto/Aperture- und nun Fotos-Datenbank hat alle Systemupdates, Rechnerwechsel und Abstürze schadlos überlebt. Das wiederum stärkt mein Vertrauen in Apple zumindest etwas.
Adobe wiederum folgt meiner Meinung nach Apple in Sachen Vertrauensverlust. Bei Einführung des Abo-Models versprach Adobe, dass die Kaufversion weiter existieren wird. Dieses Versprechen wurde jetzt mit der Begründung gebrochen, dass sowieso die Mehrheit der User die Abo-Version von LR bevorzugen. Ok, vom unternehmerischen Standpunkt ist die Einstellung der Kaufversion durchaus zu verstehen, und für mich ist es interessant zu wissen, dass ich nicht zur Mehrheit der Adobe Kunden gehöre. Halb so wild, denn ich kann ohne großen Aufwand wechseln, weil ich die Verwaltung meiner Bilder über Fotos laufen lasse. Ob LR in Zukunft dann noch für die Entwicklung und für den Druck vorhanden ist oder nicht, ist für mich persönlich nicht ganz so wichtig, weil es dazu Alternativen gibt, die sich seit dem neusten Update von Fotos problemlos einbinden lassen. Anders sähe es aus, wäre LR meine alleinige Fotoverwaltung. Ich glaube dann hätte ich einige Schwierigkeiten die Bilder anderweitig unterzubringen.
Fakt ist, Adobe zwingt mich in das Abo Modell, wenn ich LR weiterhin auf neustem Stand und mit den neusten Kameramodellen nutzen will. Keine Frage, ich mag LR, die Entwicklung gefällt mir gut und das Druck-Modul ist in meinen Augen das angenehmste auf dem Markt. Ich hatte auf eine weitere Kaufversion von Adobe gehofft und hätte diese auch erworben, ins Abo werde ich nicht wechseln. Ich möchte nicht lebenslang 10€ ( wie lange bleibt es bei dem Preis?) für die Verwaltung meiner Fotos auf meinem Rechner bezahlen. Und wer sagt mir denn, dass LR classic nicht irgendwann eingestellt wird oder einen Cloud Zwang erhält? Adobe? Ja, Adobe hat gesagt, das es keinen „Cloudzwang“ geben wird, ganz bestimmt (wer Ironie findet…)!
Meine Datensicherung sieht demnächst wohl so aus, dass ich mich neben Crashs und anderen Risiken die Datenverluste nach sich ziehen können, auch gegen innovative (wilde?) Ideen der (Software)Hersteller absichern werde. Denn auf ein Szenario habe ich gar keine Lust, dass alle meine privaten Fotos irgendwo in der Cloud landen und ich darauf keinen Einfluß mehr habe, wenn ich eine Software nutzen möchte. Hallo Apple, das wäre sogar ein Grund das System zu wechseln! Hallo Adobe, es war schön mit Dir & LR. Bye, bye! Es versteht sich von selbst, dass der Text meine ganz persönliche Meinung und Einschätzung als Amateurfotograf ist. Über die möglichen Alternativen zu LR werde ich hier in Zukunft sicher etwas zu berichten haben, denn es gibt auf dem Markt einige interessante Softwarelösungen für uns Amateurfotografen.