Rund einen Monat ist es her, seitdem die Photokina in Köln die Pforten geschlossen hat und wieder etwas Ruhe in die Foto-Szene eingekehrt ist. Die Neuheiten sind alle besprochen, wurden in unzähligen Reviews vorgestellt und von vielen Experten zum Kauf empfohlen. Das Thema, dass diese Photokina beherrscht hat war ganz klar spiegelloses Vollformat. Die Wucht, die die Marketingmaschinen von Nikon, Canon, Sony, und Panasonic in Bezug auf dieses Thema entfaltet haben, hat (leider!) viele andere interessante Themen an den Rand gedrängt. Man konnte den Eindruck gewinnen, dass ein fotografisch erfülltes Leben ohne Vollformat Kamera zwar möglich ist, aber doch sinnlos sei. Beeindruckt von der Wucht des Online- und Offline-Marketings gab es dann in den bekannten mFT-Foren erste Stimmen, die nach der Zukunft des mFT-Systems fragten. Es tauchten Videos auf, in denen die Vor- und Nachteile des Sensorformats verglichen wurden und, oh Wunder, meistens gewann Vollformat, selbst gegen die Mittelformat Boliden von Fuji und Pentax. Der Tenor war, und ist es zum Teil noch immer, Vollformat muss sein! Das verunsichert die User bei dem cleveren Marketing der großen Player und auch ich selber habe kurz darüber nachgedacht, ob das denn nichts für mich wäre. Ist es aber nicht und ich möchte allen mFT-User sagen: Keine Bange, das mFT-System war ist und bleibt einzigartig. An dieser Tatsache ändern auch spiegellose Vollformat Kameras nichts.
Wir alle haben uns aus guten Gründen bewusst für mFT entschieden, meistens spielten Größe und Gewicht der Ausrüstung eine entscheidende Rolle. Daran hat sich nichts geändert, diese Vorteile hat mFT weiterhin. Selbst ich, der sich für Olympus aufgrund des Objektiv Line-Up´s und des guten Preis-Leistungsverhältnis entschieden hat, habe alle diese Vorteile weiterhin. Es hat sich nichts daran verändert, nur weil ein paar Vollformat Bodys vorgestellt wurden. Viel wichtiger war das Statement, dass von Olympus und Panasonic gekommen ist! Das mFT-System wird weiterentwickelt und Olympus selber plant wohl in keiner Weise eine Vollformat Kamera auf den Markt zu bringen. Also, das mFT-System ist in meinen Augen zukunftssicher. Wäre ich ein DSLR-Vollformat User würde mir allerdings das Hemd flattern!
Wirklich, mFT hat seinen Markt, aber die DSLR Systeme wurde gerade zu Grabe getragen, nur fällt das kaum auf. Nikon und Canon werden so gut wie alle Ressourcen in den Ausbau der neuen spiegellosen Systeme investieren. Die DSLR-Optiken und Bodys, die noch in der Planung sind, werden veröffentlich und in den Verkauf gehen und das war es im Großen und Ganzen. Würde ich eine Vollformat DSLR von Canon oder Nikon besitzen wäre es für mich an der Zeit zu überlegen, was ich jetzt mache. Momentan ist der Gebrauchtmarkt für die DSLR-Objektive noch sehr stabil, für die Bodys zumindest noch stabil. Stehen erstmal genügend Optiken für die DSLM-Bodys zur Verfügung, gehen die Preise in den Sinkflug, denn niemand findet die Verwendung von Adaptern sexy. Ihr meint das ist doch übertrieben dargestellt? Werft einen Blick herüber zu Olympus, die diesen Weg doch bereits gegangen sind. Nach 10 Jahren sind die einfach FT-Objektive so gut wie nichts mehr wert und selbst die TOP-Pro-FT-Objektive, wirklich die Cremé de là Cremé die Olympus je gebaut hat, tun sich sehr schwer beim Weiterverkauf überhaupt zu akzeptablen Preisen einen Käufer zu finden, obwohl sie mit der Adapterlösung weiter betrieben werden können. Die Entwicklung bei Canon und Nikon wird ähnlich sein. Ich persönlich würde jetzt aus dem DSLR-Systemen aussteigen, das Geld nehmen und schauen was ich mache.
Möglichkeiten gibt es doch genügend! Entweder ich bleibe markentreu oder ich wechsle nicht nur von DSLR auf DSLM sondern direkt den Hersteller mit! Sony hat ein mittlerweile gutes Vollformat DSLM System auf dem Markt, Fuji ist zwar APS-C, aber Leute, wow, was die Jungs auf die Beine gestellt haben, Respekt! Oder ich bleibe bei Nikon und Canon und warte auf die neuen Objektiv (natürlich nur wenn ich mir das Warten erlauben kann, für Profis ist das keine Alternative). Das sind sehr viele Möglichkeiten, die sich den Fotografen anbieten und selbstverständlich ist ein Wechsel ins mFT Lager auch denkbar, vor allem wenn ich es leid bin die riesengroßen Objektive für Vollformat zu schleppen. Denn die bleiben auch an den DSLM´s riesengroß. Naja, oder ich verliere Lichtstärke, das neue Nikon f4/24-70 ist doch annehmbar, aber mein 2,8/12-40 Olympus ist immer noch kompakter. Trotzdem, wartet nicht zu lange mit dem Switch ins DSLM Lager, egal zu welcher Sensorgröße oder zu welchem Hersteller, die Gebrauchtpreise für das alte DSLR Equipment kennen auf Sicht nur den Weg nach unten.
Ich persönlich bleibe aus verschiedenen Gründen bei mFT und vertraue Olympus und Panasonic. Das System ist klasse und es ist bezahlbar. Sicher habe ich auch einen Blick auf den Markt aber für mich gewinnen andere Dinge in der Fotografie viel mehr an Bedeutung. Sei es ganz einfach neues Zubehör, ein Workshop oder Events wie Zingst und Oberstdorf. Das alles wird mir immer wichtiger als das „dritte Zweitsystem“. Ich bin happy mit mFT!
Ein großartiger Artikel, toll geschrieben.
Ich glaube sogar, dass die Entwicklung der Smartphones weiter Richtung Fotografie geht und dort die Zukunft liegt. Z. B. mit mehreren Objektiven im phone. Zwar nicht im Profi- und semiprofessionellem Bereich, aber doch bei der Mehrheit der Amateure.
Hallo Wolfgang!
Danke für das Lob, hat mich sehr gefreut. Ich bin gespannt, wann Software in den mFT Kameras implementiert wird, die zum Beispiel einen „Offenblendmodus“ +1 oder +2 Stufen simulieren kann. Das gibt es ja im ganz groben schon in den Handys. Bei gutem Basismaterial als Ausgangspunkt müsste da doch mehr drin sein. Wir werden sehen!
Ich bin da auch ziemlich gelassen. Vor allem bin ich aber gespannt darauf, was Olympus in Kürze aus dem Sack lässt. Und das wird nicht scheppern sondern krachen. Da bin ich mir sicher. Ich habe mir letztes Wochenende auf der GDT in Lünen in aller Ruhe mal neuen Fujis ansehen können und war schon sehr angetan. Eine XT-3 mit IBIS hätte ich wahrscheinlich sofort mitgenommen. Ich arbeite derzeit noch mit der E-M5 II und habe im MFT-Bereich noch Luft nach oben. Manchmal sind 16 MP doch etwas wenig für meine Zwecke, aber für den nächsten Sprung nach oben warte ich einfach mal, was bei Olympus ums Eck kommt. Aktuell wird ja über eine „EM1X“ gemunkelt, die angeblich die XT-3 in den Schatten stellen soll. Vielleicht Wunschdenken, aber vielleicht ist auch was dran. Ich habe alle Zeit der Welt und es wird nicht mehr lange dauern, bis wir mehr wissen. Vollformat ? Kein Bedarf. Das wäre ein extrem teurer Systemwechsel, den ich mir nicht leisten will und den ich vor allem nicht brauche. Dann lieber zweigleisig und noch neben den MFT-Kameras eine Fuji dazu nehmen. Eine Kamera ist auch eine Herzenssache und mir gefallen die Olympus Bodies sowieso und Fuji auch immer mehr. Alle anderen Hersteller lassen mich da ziemlich kalt. OK, vielleicht noch Leica … 😉
Fuji ist eine klasse Firma, die hören, genau wie Olympus, auf Ihre Kunden. Als ich damals von DSLR auf spiegellos umgestiegen bin, stand ich genau vor diesen Alternativen, Olympus oder Fuji. Oly ist es auch wegen dem IBIS geworden. Den will ichdicht mehr missen, auf keinen Fall. Bei Fuji finde ich den Blendenring am Objektiv wirklich klasse und das Bedienkonzept im allgemeinen. Aber ohne IBIS werde ich da nicht zuschlagen. Ich bin sicher, dass Oly zum 100-jährigen viele interessante Neuheiten präsentieren wird. Ich hoffe bloß, die lassen in Sachen Preis die Kirche im Dorf.
Solange mFT-Hersteller den Spagat zwischen Preis und Qualität schaffen, wird auch mir nicht bang um unser geliebtes mFT. Aber schon bei der Vorstellung der EM 1/II mit einem Preis von fast T€ 2,0 hatte ich erstmal tief durchgeatmet.
Optimistisch stimmt ja auch die Vorstellung von hochwertigen Fremdobjektiven (s. frühere Threads). Solche Firmen sind von Masse abhängig und produzieren nichts, wenn nicht ein Verkaufserfolg zu erwarten wäre.
Ich gebe euch recht, Fujis sind Klasse. Optisch gefallen mir die Olympus aber besser. Das ist natürlich eine rein subjektive Beurteilung von mir. Jedenfalls sehe ich für mich keinen Grund zum Wechseln.
Gespannt sind wir wahrscheinlich alle, welche Super-Oly nächstes Jahr kommt, wie sie aussehen wird und was sie kann. Ich habe da nicht so große Wünsche. Meine beiden Olys können ja jetzt schon mehr, als ich zum Fotografieren brauche. Eine Fingerstütze für die PEN-F, ein übersichtlicheres Menü – ja, das wäre schon was. Ich kann mich aber nicht erinnern, dass ich irgendetwas nicht fotografieren konnte, weil die Kameras irgendein technisches Feature nicht hatten. Andererseits – wenn mal was (bis jetzt unbekanntes) Neues kommt, wird man es vielleicht sehr schnell zu schätzen wissen.
Warten wir noch ein paar Wochen, vielleicht wird gegen Ende des Jahres schon was durch Olympus veröffentlicht. Ich werde jetzt erstmal meine PEN-F reparieren. Da löst sich die Belederung/Gummierung.
Viele Grüße
Wolfgang